Traumatherapie
Die Traumatherapie bietet eine Reihe speziell entwickelter Methoden für Traumafolgestörungen, das Spektrum reicht von gezielten Stabilisierungsübungen und dem Erlernen von Handwerkszeug bis zu Traumakonfrontationstechniken und Traumaintegration.
Traumatherapie basiert auf den Erkenntnissen der Neurobiologie. Kontrolle und Sicherheit sind wichtige Grundsätze ebenso wie der Zugewinn von Selbstverständnis, Handlungskompetenz und Selbstfürsorge. Je nach individueller Problemlage gestaltet sich die Psychotherapie unter Miteinbeziehung der geeigneten Methode aus der Traumatherapie oder anderen anerkannten Therapieansätzen.
„Gib nie, nie, nie, gib niemals auf!“
Winston Churchill
Ich bin Mitglied im Österreichischen Netzwerk für Traumatherapie und durch laufende Weiterbildungen um Weiterentwicklung meiner Therapiemethoden bemüht. Als Traumatherapeutin in der vom Bundesministerium anerkannten Psychotherapie habe ich eine Vielzahl von speziellen Zusatzausbildungen absolviert, um dieser komplexen Thematik wirklich gerecht werden zu können.
„Menschen, die in ihrer Lebensgeschichte Schlimmes erfahren mussten, haben mich in der Therapie immer wieder besonders überrascht und berührt: Sie können alte, krankmachende, einschränkende Muster loslassen und im Erwachsenen-Leben gesund, stark und lebensfroh sein.“
Susanne M. Mayr MEd
Spezielle Methoden in der Psychotraumatologie
- EMDR
- Brainspotting
- PITT
- Screen-Technik
- Mentalisierungsbasierte Therapie
- Arbeit mit inneren Anteilen
- Stabilisierungstechniken
- Innere Kind-Arbeit
- Skills
- 4-Felder-Technik
- NARM (Neuro Affektive Relation Model / Neuroaffektives Beziehungsmodell)
Hinter vielen psychischen Problemen und Blockaden liegen verdrängte Traumafolgestörungen. Neue Methoden helfen gezielt Symptome zu verflüssigen und ermöglichen mehr Handlungs- und Gestaltungskompetenz in Beziehung, Familie, Beruf und Freizeit.
„Wenn das, was du tust, nicht funktioniert, dann mach etwas anderes.“
Steve de Shazer
Traumatherapie – Wege zur inneren Stabilität
Artikel von mir zum Thema Trauma, erschienen im Amtblatt Steyr 2002:
Das Wort „Trauma“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Verletzung“. Ein psychisches Trauma ist eine seelische Verletzung, die durch (eine) Erfahrung(en) entsteht, die in einem Maße einschneidend sind, dass sie ohne Unterstützung von außen nicht ausreichend verarbeitet werden können. Es entstehen körperliche und seelische Beschwerden, sogenannte Belastungsstörungen. Diese Reaktionen sind normale Reaktionen auf einen extremen, nicht mehr integrierbaren Stress, jedoch ein Versuch des Körpers und der Seele, das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Die psychischen Auswirkungen
Es gibt Ereignisse, die belasten und es bedarf einer geraumen Zeit, sie zu verarbeiten. Es gibt jedoch Erlebnisse, die sich unwiderruflich ins Gehirn einprägen, die nahezu jeden in eine tiefe Verzweiflung stürzen, den Menschen sprachlos und hilflos machen können.
Ein Psychotrauma ist ein Erlebnis höchster Bedrohung, in der gleichzeitig die naturgegebenen programmierten Reaktionsmöglichkeiten von Kampf und Flucht nicht möglich sind. Das ist die Situation der sogenannten „traumatischen Zange“: no fight – no flight. Weder Kampf noch Flucht sind möglich. Die Folge ist eine Art „Erstarrung“. Die körperlichen Abläufe des Extremstress laufen auf Hochtouren, haben aber keine Möglichkeit zur Abreaktion.
Traumaarten
Grundsätzlich sind Monotraumatas (ein einmaliges Trauma) und Mehrfachtraumatisierungen (z. B. länger andauernde Gewalterfahrungen) zu unterscheiden. Beispiele für Traumatas sind Verkehrs-, Berufs-, Sport- und Freizeitunfälle, Überfälle, körperliche und seelische Gewalt, Missbrauchsituationen, gesundheitliche Schockerlebnisse (z. B. Krebsdiagnose), plötzlicher Verlust eines nahen Menschen, Naturkatastrophen, Kriegserlebnisse. Weiters unterscheidet man „unpersönliche“ Naturkatastrophen von menschlich verursachten „Man-made-desaster“. Besonders gravierend sind zwischenmenschliche Traumatisierungen, und hier diejenigen, die innerhalb von sozialen/familiären Beziehungen stattfinden – das sind alle Formen von Gewalt gegenüber schwächeren und ausgelieferten Menschen. Auch als Zeuge eines Traumageschehens kann es zu Traumafolgestörungen kommen.
Körper und Seele sind während des Traumas einer Flut von Reizen ausgesetzt, die die Wahrnehmung verändert. Beispielsweise wird das Ereignis wie in Zeitlupe oder in rasender Geschwindigkeit erlebt und später in gleicher Weise erinnert. Körper und Seele eines/r Betroffenen können nicht zur Ruhe kommen, da die Sinneseindrücke so intensiv und belastend sind, dass das Gehirn sie nicht mehr verarbeiten kann. Bilder, Gerüche, Töne etc. bleiben als Fragmente im Bewusstsein vorhanden und lösen immer wieder panische Reaktionen aus. Die psychische Bearbeitung der schrecklichen Eindrücke bleibt sozusagen im Arbeitsspeicher in einer Endlosschleife hängen, die Eindrücke gelangen nicht in das Archiv des Gehirns, wo sie in die bisherigen Erfahrungen und in das persönliche Weltbild integriert werden.
Die psychische Verarbeitung
Die psychische Verarbeitung eines Traumas verläuft in drei Phasen: die Schockreaktion, die Einwirkphase und die Erholungsphase.
Die Schockphase kann sehr kurz sein, jedoch auch etliche Tage dauern. Gefühle wie z. B. traurig sein, wütend sein, sich betäubt erleben, sich nicht mehr konzentrieren können, begleiten diese Phase.
Was ist EMDR?
Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR) ist eine, von Dr. Francine Shapiro 1989–1991 entwickelte, etablierte traumabearbeitende Psychotherapiemethode, welche die Behandlung traumatisierter Menschen erheblich verbessert. Die Methode ist u. a. von der American Psychological Association (APA) und der International Society for Traumatic Stress Studies (ISTSS) als effektiv anerkannt und wird weltweit erfolgreich in der Behandlung von Erkrankungen infolge von traumatischen Erlebnissen eingesetzt.
EMDR ist mit den Behandlungsplänen verschiedener Therapieformen vereinbar und setzt die Einbettung in ein grundsätzlich psychotraumatologisch orientiertes Behandlungskonzept voraus.
Ursprünglich getestet und entwickelt für die effiziente Bearbeitung von traumatischen Erlebnissen, hat es inzwischen eine Vielzahl von Anwendungen erfahren – insbesondere in der effizienten Behandlung von Posttraumatischen Belastungstörungen, Persönlichkeitsstörungen, Angst- und Selbstwertstörungen, Panikattacken, Allergien, Demütigungen, Kränkungen, Phobien und Leistungsblockaden.
Bei akuten Lebenskrisen wie Verlusten oder Trennungen, Arbeitsplatzverlust, Überfällen, oder Mobbingsituationen können frühere Traumatisierungen (Unfälle, Gewalterfahrungen, etc.) wiederaufleben und sogar die aktuelle Krise verschärfen.
Im therapeutischen Gespräch wird daher die spezifische Problematik erhoben, die Bedürfnisse abgeklärt und ein individueller Behandlungsplan erstellt.
Die EMDR-Behandlung beinhaltet einen klar strukturierten Ablauf, der sowohl den KlientInnen, als auch den TherapeutInnen einen sicheren Rahmen bietet. Es wird ermöglicht, sich dem auslösenden Ereignis anzunähern, ohne von den belastenden Gefühlen überflutet zu werden.
Alternierende beidseitige Sinnesreize (z. B. geleitete Augenbewegungen, Antippen der Hände, Schnippen mit den Fingern) bringen die Verarbeitung und Integration traumatischer Erfahrungen neu in Gang und führen sie zu Ende.
Vor diesem Prozess werden jedoch Methoden zur Stabilisierung und Stärkung der KlientInnen eingesetzt.
Was ist Brainspotting?
Brainspotting ist eine neue moderne Methode in der Psychotherapie zur Behandlung von psychischem und traumatischem Stress. Es ermöglicht, psychischen Stress, Traumata, akuten Schmerz und psychische Störungen wie Depression, Angst, psychosomatische Erkrankungen, direkt im Gehirn mittels Augenpositionen zu verarbeiten und aufzulösen.
Was ist PITT?
Die Psychodynamisch Imaginative Trauma Therapie (PITT) ist ein innovativer Therapieansatz, der von Dr. Luise Reddemann zur Behandlung von Traumafolgestörungen entwickelt wurde und sich daher insbesondere in der Behandlung von komplexen posttraumatischen Belastungsstörungen, dissoziativen Störungen und Persönlichkeitsstörungen klinisch bewährt hat. PITT integriert Elemente von angewandter Psychoanalyse mit solchen aus der kognitiven Verhaltenstherapie und imaginativen Verfahren sowie Prinzipien der Achtsamkeitsmeditation. Leitend ist das Konzept der Selbstregulation und Selbstheilung.
Spezielle Traumatherapie
„Traumatherapie“ bedeutet in erster Linie ein sehr strukturiertes Gesamtbehandlungskonzept, welches den Besonderheiten von Traumafolgekrankheiten Rechnung trägt. Technisch sind in der Traumatherapie unterschiedliche Behandlungselemente, Übungen und Verfahren subsummiert. Alle Verfahren wurden spezifisch vor dem Hintergrund der psychischen und neurophysiologischen Besonderheiten der Vorgänge bei Traumatisierungen entwickelt und erprobt.
Die traumatherapeutische Grundhaltung ist geprägt von parteilicher Abstinenz. Es wird in ganz besonderer Weise die verletzte, verzerrte Selbstwahrnehmung und die daraus resultierende große Verunsicherung im mitmenschlichen Kontakt berücksichtigt.
Dem Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung wird im Aufbau und in einer speziellen Haltung unabhängig von der jeweiligen „Schule“ in der therapeutischen Beziehung Rechnung getragen. Dies ist im Wesentlichen gekennzeichnet durch sehr viel Information über alles, was im Hier und Jetzt geschieht, durch frühzeitige Aufklärung über die Vorgänge bei Traumatisierung im Sinne einer kognitiven Stärkung und „Normalisierung“ der Symptome (Psychoedukation). Weiters werden zu allen Zeiten der Therapie die PatientInnen als PartnerInnen und „ExpertInnen“ für ihre Traumatisierung und die TherapeutInnen als ExpertInnen für die Methoden und wissenschaftlichen Hintergründe der Störung gesehen. Auf dieser Basis erfolgt in allen Phasen eine transparente gemeinsame Behandlungsplanung, wobei dieses Vorgehen auch immer gleichzeitig immanent ressourcenstärkend ist. Hier wird die Haltung, die schon in der Akutbetreuung als „salutogenetisch“ bezeichnet wird, beibehalten.
Typischerweise ist eine traumatherapeutische Behandlung in Phasen aufgebaut:
- Anamnese, Diagnostik, therapeutische Beziehung
- Stabilisierung
- Traumakonfrontation und Traumasynthese
- Integration, Trauer und Neuorientierung
Traumatherapie ist keineswegs eine neue „Schule“ unter den zahlreichen Psychotherapie-Methoden, vielmehr ist sie eine spezifische Ergänzung, die sowohl mit tiefenpsychologischen Konzepten als auch mit kognitiven Therapiemethoden und körpertherapeutischen Ansätzen gut kompatibel ist. Traumatherapie ist aufgrund der psychotraumatologischen Theorienbildung notwendigerweise und konsequenterweise schulenübergreifend.
In den Forschungen zur Psychotraumatologie der letzten 20 Jahre konnte nachgewiesen werden, dass bei psychischer Traumatisierung mitunter dauerhafte Störungen der Informationsverarbeitung und der Speicherprozesse (= Gedächtnisleistungen) im Gehirn resultieren. Das führt unter anderem dazu, dass traumatische Erlebnisse mitunter dem Alltagsbewusstsein nicht zugänglich sind, wohl aber bei bestimmten Signal-Reizen (Trigger) sich unwillkürlich als eindringliche (intrusive) Erlebnis-Erinnerungen aufdrängen (Flashbacks). Solche Flashbacks und andere intrusive Symptome sind in der Regel durch herkömmliche Therapieverfahren nicht zugänglich bzw. kaum beeinflussbar.
In der Traumatherapie sollen jene wie abgekapselt vorhandenen traumatischen Erlebnisfragmente in kontrollierter und „portionierter“ Form der Verarbeitung zugänglich gemacht werden.
Dazu ist es notwendig, in der ersten Phase der Stabilisierung eine Minimalkontrolle über die inneren Vorgänge wiederzuerlangen. Das geschieht durch gezielte körperliche, kognitive und imaginative Übungen. Ziel ist die Wiederermächtigung über das eigene Innenleben und die Überwindung des Gefühls der Ausgeliefertheit an intrusive Symptome. Die ermutigende Erfahrung dabei: Die Kontrolle über das Innenleben kann wiedererlangt werden.
In der Phase der Traumakonfrontation und -synthese werden Ereignisse aus der Traumageschichte wiederholt in kontrollierter Weise bearbeitet. Es erfolgt aus dem stabilisierten Zustand heraus eine schrittweise Konfrontation und fraktionierte Begegnung mit Bildern, Gefühlen und kognitiven Leitsätzen aus der Traumageschichte. Es wurden hierfür in den letzten Jahren verschiedene Techniken auf der Basis verhaltenstherapeutischer, hypnotherapeutischer (Screentechnik) und psychodynamischer (PITT) Ansätze heraus entwickelt. Mit EMDR steht hier auch eine neu entwickelte Technik zur Verfügung.
Dadurch wird die Traumageschichte integrierbar in die Lebensgeschichte und wird ein wiedererlebbarer Teil der persönlichen Biographie. Dieser Vorgang der Traumakonfrontation erfolgt in wiederholten, kleinen Schritten und ist naturgemäß schmerzhaft – auch in Begleitung von kompetenten TraumatherapeutInnen.
Dieser Prozess ist regelmäßig begleitet von Trauer und führt in die dritte Phase, die Phase von Trauer und Neuorientierung. Mitunter ist nach der Bearbeitung traumatischer Erlebnisse eine weiterführende konventionelle Psychotherapie vonnöten. Es gilt jedoch: „trauma first“ (Luise Reddemann), da die (unbehandelten) Folgewirkungen traumatischer Erlebnisse die erfolgreiche Durchführung einer konventionellen Therapie blockieren können.